Probleme, einen behaarten Fisch betreffend

Das zarte, nach jungen Mädchen schmeckende Morgenlicht tänzelt Pirouetten durch die noch müden Gassen. Herr K. (nachtrunken, etwas orientierungslos). Ein merkwürdiger Mann, sich ihm nähernd.

Der Mann: Guten Morgen, fremder Freund.

Herr K.: (erschrickt)

Der Mann: Die Krähen sind noch nicht wach. Die Turmuhren schlagen noch nicht. Sie können Ihren Träumen noch trauen.

Herr K.: Sprechen Sie mit mir? Was kommt Ihnen in den Sinn?

Der Mann: Ich spreche nur. Denn Bilder, mein Herr, haben keinen Sinn, sie sind der Sinn.

Herr K.: Dann gehen Sie weiter. Ich bin zu erschöpft, um Ihnen die Zeit zu vertreiben.

Der Mann: Sie Narr! Die Zeit vertreiben? Was wissen Sie schon davon?

Herr K.: Mehr, mein Herr, als Sie glauben.

Der Mann: Dann reden Sie nicht so leichtsinnig.

Herr K.: Ich lerne rückwärts zu gehen. So habe ich die Zukunft immer im Rücken, die Vergangenheit dagegen entschwindet vor meinen Augen.

Der Mann: Verblüffend. Dennoch sind Sie ein Narr! Oder ein Melancholiker.

Herr K.: Möglich. Und Sie?

Der Mann: Wenn die Turmuhren beginnen, werden Sie es wissen.

Herr K.: Ja. Vielleicht.

Der Mann: Man kann es aber auch anders betrachten.

Herr K.: Ja. Das kann man.

Der Mann: Vielleicht werden Sie verstehen, dass es gar keine Zukunft gibt. Das, was Sie im Rücken zu spüren vermeinen, ist wie das Zielen eines Bogenschützens in der Nacht. Alles ist reine Imagination, höchstens die Vorstellung vom Wahrscheinlichsten.

Herr K.: Wie?

Der Mann: Gleichsam täuschen Sie sich über das, was Sie Vergangenheit nennen. Es ist nur Ihre Erinnerung, die immer auch falsch ist. Und je ferner, desto trügerischer. Bis alles zu Nebel wird.

Herr K.: Was wollen Sie eigentlich hier? Sind Sie einsam? Oder sind Sie auf der Suche nach jemandem, der Sie aus Ihrem Labyrinth holt? Ich schlafe selbst schlecht.

Der Mann: Das kann man sehen, mein Herr.

Herr K.: Was sagten Sie über die Krähen?

Der Mann: Nichts. Vielleicht sollten Sie jetzt nach Hause gehen. Ich werde Sie begleiten. Nur schweigen Sie jetzt. Die Turmuhren werden bald beginnen.

Herr K.: Wir haben keine Zeit mehr.

Der Mann: Ja. Daher haben wir auch keine Eile.

In der Ferne hört man das Schlagen der Turmuhren. Beide verlassen ohne Eile den Platz. Jeder geht in eine andere Richtung. Über den leeren Platz schreitet absichtslos eine Krähe.

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